Die Corona-Infektionszahlen steigen weiter rasant. Und mit dem Impfen geht es nach wie vor nur schleppend voran. Am Nachmittag haben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder über die Impfstrategie beraten.
Deutschlands Hausärzte sollen nach Ostern flächendeckend mit den Corona-Impfungen beginnen. Das sieht der Beschluss von Bund und Ländern vor. „Die Devise lautet: impfen, impfen, impfen“, so die Kanzlerin.
Das Ziel: schnellere Impftermine für alle. Am Freitag sind auch die Impfungen mit dem Wirkstoff von Astrazeneca wieder angelaufen.
Über 3 Millionen Impfdosen für die Woche nach Ostern erwartet
Vergangene Woche, also vor der Unterbrechung der Impfungen mit dem Vakzin des Herstellers Astrazeneca, spritzten die Länder knapp 1,8 Millionen Impfdosen. Jetzt sollen es Schritt für Schritt mehr werden.
Die niedergelassenen Ärzte sollen von den neuen Impfstoff-Zuteilungen laut Beschluss zunächst nur rund eine Million Dosen zustehen. Das wären bei einer Beteiligung von 50.000 Praxen je 20 Dosen pro Woche und Praxis, die verimpft werden können. Sie sollen besonders gefährdeten Patienten zukommen.
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Mehr Impfungen für Ende April geplant
Zunehmend dürften Hausärzte dann mehr Impfdosen bekommen als die Impfzentren. In der 14. Kalenderwoche – die am 5. April mit Ostermontag beginnt – sollen die Zentren demnach 2,25 Millionen Dosen und die Praxen knapp 998.000 erhalten. In der 17. Kalenderwoche ab dem 26. April soll diese Menge 3,17 Millionen Dosen erreichen, wie aus dem Beschlusspapier hervorgeht.
Die Kanzlerin bleibt nach eigenen Worten bei ihrer früheren Prognose, dass jedem Bundesbürger bis Ende des Sommers ein Impfangebot gemacht werden kann.
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Grenzregionen sollen mehr Impfstoff erhalten
Deutsche Grenzregionen zu Tschechien, Tirol und Frankreich erhalten zusätzliche Corona-Impfdosen. Deutschland erhält aus einer zusätzlichen Biontech-Lieferung über die EU 580.000 Dosen, von denen ein erheblicher Teil an die Regionen verteilt werden soll, heißt es in dem Beschlusspapier. Bayern und Sachsen bekommen jeweils 100.000 zusätzliche Dosen, das Saarland 80.000, Thüringen 30.000 und Rheinland-Pfalz 20.000.
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Merkel: Werde von Corona-Notbremse Gebrauch machen müssen
Merkel warnte aber auch: Die Rücknahme von Öffnungen angesichts des Infektionsgeschehens sei unumgänglich. „Wir sehen, dass die Situation sich sehr schwierig entwickelt“, sagte sie. Dafür habe man die Rücknahme von Öffnungen bei einer Inzidenz von über 100 vereinbart.
„Wir werden leider auch von dieser Notbremse Gebrauch machen müssen.“ Sie hätte sich gewünscht, dass dies nicht nötig werde. „Aber das wird nicht möglich sein“, betonte sie mit Blick auf das Bund-Länder-Treffen am Montag.
Lauterbach: Todesrisiko durch Corona für 80-Jährige 600 Mal so hoch wie für 30-Jährige
Laut dem Entwurf aus dem Kanzleramt sollen zunächst die jeweiligen Ärztinnen und Ärzte die besonders vulnerablen Patientinnen und Patienten gezielt einladen.
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sagte: „Das Risiko, bei einer Infektion an Covid zu versterben, ist für einen 80-Jährigen 600 Mal so hoch wie für einen 30-Jährigen. Daher bin ich sehr kritisch, was Vorschläge angeht, die Impfreihenfolge zu verändern.“
Dass etwa Lehrkräfte, wie in NRW, vorrangig geimpft werden, ruft seit Tagen Kritik hervor. Zunächst müssten Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren bis tödlichen Verlauf geimpft werden, hatten die Beauftragten von Bund und Ländern für die Belange der Menschen mit Behinderung gefordert.
Warten mit der zweiten Dosis, um Tausende Leben zu retten?
Damit mehr Menschen bald die erste Impfung erhalten können, warten laut Spahn nahezu alle Bundesländer mit der zweiten Dosis mittlerweile so lange wie möglich – bei den Präparaten von Biontech/Pfizer und Moderna sechs Wochen, bei Astrazeneca zwölf Wochen. Lauterbach sagte: „Wenn man die Erstimpfung bei Biontech und Astrazeneca jetzt vorzieht, dann rettet das zwischen 8.000 und 14.000 Menschenleben in der dritten Welle.“