Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg kennt die Preistricks der Handelsketten. Denn bei ihr landen die Beschwerden der Verbraucherschützer – und die haben in den vergangen Wochen deutlich zugenommen. Betroffen sind häufig die Eigenmarken der Discounter und Supermärkte.
Versteckte Preiserhöhung: Lidl kürzt das Klopapier
Im SWR3-Interview berichtet Fischer von einem ganz skurriles Beispiel bei Lidl – es geht um Klopapier: „Da wurde zwar nicht die Zahl der Blätter verringert, aber die Länge der Blätter, sodass man insgesamt drei Meter weniger Klopapier pro Rolle hat, während der Preis gleich geblieben ist“. Das sowas die Verbraucher ärgert ist natürlich klar.
Mogelpackung auch bei anderen Discountern
Doch auch die anderen Discounter mogeln. Und auch hier kennen die Verbraucherschützer Beispiele für versteckte Preiserhöhungen: So bietet beispielsweise Aldi Lammsteaks an. Die fragliche Packung soll jetzt aber nur noch 300 statt 400 Gramm enthalten, so die Verbraucherschützer. Der Preis sei mit 6,99 Euro hingegen gleich geblieben. Die Preiserhöhung liegt somit bei rund 33 Prozent. „Besonders dreist: Die Packung bleibt gleich groß, obwohl deutlich weniger Fleisch drin steckt – eine echte Luftpackung und wenig nachhaltig“, schreibt die Verbraucherzentrale auf ihrer Website dazu.
Noch mehr Beispiele für versteckte Preiserhöhungen und ob Verbraucher das überhaupt entdecken, darüber berichten unsere Kollegen von Marktcheck im Video.
Weiteres Beispiel: Eine Pizza von Penny soll nur noch 410 statt 460 Gramm schwer sein. Gleichzeitig soll Penny aber den Preis von 2,49 auf 2,99 Euro erhöht haben. Ähnlich sah es bei einem Linsen-Bulgur-Salat von Netto aus.
Handelsverband: „Störungen hatten eine nie zuvor gesehene Dimension“
Warum arbeiten Discounter mit Preistricks?
Aktuell steigen die Preise wegen der hohen Inflation und wegen des Kriegs in der Ukraine, der Energie- und Rohstoffpreise in die Höhe treibt. Das ist gleichermaßen ein Problem für die Produkthersteller, Handelsketten und natürlich die Verbraucher. Letztere schauen deshalb gerade genau auf's Geld – besonders die mit geringem Einkommen. Doch die Discounter wollen vor allem eins: Die Kunden nicht verprellen.
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Wenn man den Preis tatsächlich sichtbar erhöht, dann fällt das natürlich viel mehr Leuten direkt auf. Und das führt dann möglicherweise dazu, dass Leute auf andere Marken oder auch auf andere Händler zurückgreifen, die vielleicht noch ein günstigeres Angebot haben.
Fischer erklärt: „Wenn die Preiserhöhungen versteckt ist – also so, dass der Preis, den man zahlt, gleichbleibt, aber die Menge kleiner wird – dann gibt es mehr Leute, die weiterhin das Produkt kaufen. Und davon profitiert natürlich dann der Handel beziehungsweise der Hersteller.“

Nachrichten Expertentipp: So entdeckt ihr versteckte Preiserhöhungen
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Wie kann ich versteckte Preiserhöhungen entdecken?
Fischer rät den Verbrauchern jetzt ganz besonders auf den Grundpreis achten. Das ist nicht der Preis, den man für ein Produkt an der Kasse zahlen soll, sondern den Kilopreis, der auf den Preisschildern immer angegeben sein muss. „Weil an dem Preis erkennt man eben ganz genau wie viel Gramm oder wie viel Kilo bekomme ich für mein Geld?“ Das mache Produkte untereinander vergleichbar, unabhängig von der Füllmenge oder der Packungsgröße, sagt die Expertin.
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