Das Feuer ist gelöscht und es ist traurige Gewissheit: Die Brandruine in Essen ist einsturzgefährdet und muss abgerissen werden. Betreten für Menschen ist wegen der Gefahr verboten. Wer kann sich also ein Bild von der Lage im Inneren machen? Ein Vierbeiner!
Aber nicht irgendeiner, sondern ein Vierbeiner-Roboter – ausgestattet mit Kameras und Sensoren: Polizei-High-Tech auf vier Beinen. Der Roboter wiegt 35 Kilo und ist erst vor ein paar Wochen bei einem Termin mit NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) in Duisburg vorgestellt worden. Er untersuchte das Erdgeschoss der Ruine am Dienstagvormittag.

Eigentümer: Schaden nach Brand in Essen in zweistelliger Millionenhöhe
Laut dem Chef des Eigentümerunternehmens Vivawest liegt der Schaden in zweistelliger Millionenhöhe. Abriss und Sanierung der Brandstelle und der Tiefgarage darunter würden langwierig, sagte Uwe Eichner. Vivawest kümmere sich jetzt vor allem darum, den 128 Betroffenen neue Wohnungen zu vermitteln.
Wenigstens eine gute Nachricht gibt es: Die drei Verletzten konnten das Krankenhaus mittlerweile wieder verlassen. Über die Brandursache gebe es noch keine Informationen, sagte Vivawest-Chef Eichner. Die Sachverständigengutachten stünden noch aus.
Noch keine genauen Angaben zur Brandursache
Gerüchte, das Feuer habe sich über die Brandschutzfassade schnell ausgebreitet, könne man nicht bewerten, sagte der Leiter des Essener Ordnungsdezernates, Christian Kromberg. Es gäbe keine Hinweise auf Unregelmäßigkeiten oder Pfusch beim Bau des 2015 fertiggestellten Hauses.
Sowohl im Baugenehmigungsverfahren als auch bei der Bauabnahme hat es keine Schwierigkeiten gegeben. Wir können und müssen zum jetzigen Zeitpunkt davon ausgehen, dass alles korrekt gelaufen ist.
Nachbar: „Wie nach einem Raketeneinschlag“
Michael Kramm wohnt im Haus direkt gegenüber und hat das Feuer aus nächster Nähe mitbekommen. „Es sieht hier aus wie nach einem Raketeneinschlag“, sagte er in SWR3 am Montagmittag.

Nachrichten Anwohner: "Wie nach einem Raketeneinschlag"
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Wie die Bewohner des brennenden Hauses konnten sich auch die Nachbarn rechtzeitig ins Sicherheit bringen: „Uns geht es gottseidank gut. Meine Frau und mein Sohn durften sich in einer Kita in der Nähe hinlegen und müssen jetzt erst mal den Schlaf nachholen“, erzählte uns Michael.
Flammen griffen rasend schnell um sich
„Was halt schockierend ist, ist halt das Bild, das ich in Erinnerung behalten werde“, sagte Michael. Er habe die Rollläden hochgezogen und gesehen, dass die Nachbarwohnung in Flammen stehe. Die Familie habe sich schnell angezogen und etwa eine Minute später noch einmal aus dem Fenster geschaut. „Dieser Schock, wie schnell sich das Feuer hier verbreitet habe, das war für mich der schockierende Moment.“
Sturm Antonia hat Brand immer weiter angeheizt
Dass während des Brandes Sturm Antonia über Essen zog, hat der Feuerwehr große Probleme bereitet. Nicht nur, dass die Flammen durch den starken Wind auf fast alle Wohnungen in dem Komplex übergriffen, auch Nachbargebäude seien dadurch beschädigt worden.
Durch die geplatzten Fensterscheiben hätten sich die Flammen in die Wohnungen gefressen und darin „alles“ zerstört. Sogar an 15 Metern entfernt stehenden Gebäuden in der Nachbarschaft seien durch die große Hitze – angefacht durch den Sturm – Rollläden geschmolzen und Fensterscheiben zerbrochen.
Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst (CDU), schrieb auf Twitter, die Nachrichten aus Essen seien erschütternd.
Infoseite für Betroffene und Helfende
Der Essener Fotograf Christoph Reichwein twitterte auch einen Link zur Infoseite der Stadt Essen – hier können sich Betroffene melden, aber auch Menschen, die den jetzt obdachlosen Bewohnern des abgebrannten Wohnhauses helfen möchten.