Die Grünen-Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat hat kritisiert, dass einige Darstellungen, die man auf dem Fest sehen kann sexistisch und diskriminierend sind – zum Beispiel eine Deko-Statue mit nackten Brüsten oder Figuren mit Baströcken. Darauf haben jetzt die Schausteller reagiert.
Nackte Brüste bald mit BH?
Sie haben am Sonntag bekannt gegeben, dass sie sich die angemahnten Stände und Abbildungen genauer anschauen wollen. Man werde auf die Grünen zugehen, um die Vorwürfe zu klären, sagte der Vorsitzende der Schausteller in der Region Südwest Stuttgart, Mark Roschmann, dem SWR.
Wenn da irgendeine Dame einen Büstenhalter braucht, mein Gott, dann kriegt sie ihn halt.
Die Schausteller müssten sich „natürlich immer wieder modernisieren und erneuern“, sagte Roschmann. Gab aber auch zu bedenken, dass das historische Volksfest eine Art Freilichtmuseum sei. „Da soll ja zur Schau gestellt werden, wie es eben früher war. Das finde ich völlig legitim“, erklärte er.
Schaustellerin auf dem Stuttgarter Frühlingsfest: Brüste werden übermalt
Auch Sabine Ernsts Stand mit dem Namen „Märchen aus 1.001 Nacht“ wurde damit Teil einer Debatte darüber, ob Darstellungen wie Zeichnungen auf dem Frühlingsfest sexistisch oder diskriminierend sind. Nun zieht Sabine Ernst ihre Konsequenzen aus der Debatte.
Sie teile die Kritik der Grünen nicht, sagt Sabine Ernst dem SWR. Die Bemalung ihres Stands sei weder diskriminierend noch sexistisch, sondern eher schön im orientalischen Ambiente, so die Stuttgarter Schaustellerin. Trotzdem lasse sie die Statue nun ändern, denn sie wolle verhindern, dass Volksfeste wegen solcher Abbildungen in einen schlechten Ruf gerieten und als nicht mehr familienfreundlich gälten, sagt Ernst. An ihrem Stand bietet sie Korkenschießen an und ist mit ihm nach eigenen Angaben seit vielen Jahren in ganz Deutschland unterwegs.
Die Brüste wurden überklebt. Sie werde die Statue aber „nicht ganz anziehen“ lassen.
Treffen von Grünen und Schaustellern geplant
Nächster Schritt: In den nächsten Tagen wollen sich Grüne und Schausteller-Betriebe treffen und sprechen – auf Vorschlag der Schausteller.
Die grüne Stuttgarter Stadträtin Jitka Sklenářová ist zufrieden: Es sei super, dass der Schausteller-Verband ein Treffen mit ihrer Gemeinderats-Fraktion vorgeschlagen habe, sagte sie am Montag dem SWR. Der genaue Tag sei noch offen. Auch Vertreter der Stadtverwaltung sollen demnach dabei sein, darunter auch Fachleute aus der „Abteilung für Chancengleichheit und Diversity“.
Grüne: Hintern-Pose macht Frauen zur Ware
Die Stuttgarter Grünen hatten außer Bildern mit den nackten Brüsten noch mehr Motive gefunden, die sie kritisieren. Zum Beispiel das einer jungen Frau, bei der Hintern sehr betont wurde. Durch solche Darstellungen würden Frauen „als verfügbare Ware dargestellt“, kritisiert die Partei.

Da sei es nicht überraschend, wenn es zu sexuellen Übergriffe komme, so die Grünen. Damit spielen sie auf einen Vorfall vor rund einer Woche an, bei dem ein Mitarbeiter eines Fahrgeschäfts eine Frau sexuell belästigt haben soll.
Zeichnungen im Comic-Style teilweise diskriminierend, finden die Grünen
Bei anderen Zeichnungen sprechen die Grünen von Diskriminierung. Dabei geht es vor allem um Motive auf Fahrgeschäften, bei denen Menschen aus anderen Kulturen dargestellt werden, beispielsweise ein Mädchen aus der Südsee.

Die Stadt Stuttgart müsse etwas gegen die Bilder und Statuen unternehmen, fordern die Grünen, denn das Frühlingsfest sei ja eine städtische Veranstaltung. Deshalb müssten die Verträge mit den Schaustellern entsprechend so formuliert werden, dass so etwas in Zukunft nicht mehr vorkomme. Der Antrag der Grünen-Fraktion zu diesem Thema wurde am Freitag im Stuttgarter Gemeinderat eingebracht.

Volksfeste werden immer wieder kritisiert
Was auf Stuttgarter Volksfesten so alles zu sehen ist, hat schon in der Vergangenheit immer wieder für Kritik gesorgt. Der Stuttgarter Stadtrat Hannes Rockenbauch vom Linksbündnis „Die FrAKTION“ störte sich beispielsweise daran, dass beim Historischen Volksfest 2018 Schauspieler als König Wilhelm I. und Königin Katharina auftraten.
Gemeinderat muss über Finanzierung entscheiden Streit in Stuttgart: Darf man noch König und Königin spielen?
Das Historische Volksfest in Stuttgart war ein Erfolg. Doch wurde dabei die Monarchie verherrlicht? Der Gemeinderat wird sich mit dem Thema beschäftigen - dabei geht es auch um Geld.
Sie fuhren damals verkleidet in einer Kutsche auf dem Stuttgarter Schlossplatz vor und wurden von Zuschauern beklatscht. Man hätte darauf hinweisen müssen, dass es während der Monarchie in Deutschland sehr schlecht um Menschenrechte stand, forderte Rockenbauch sinngemäß.
Frühlingsfest Stuttgart: Weniger Gewalt und Diebstähle
Auch wenn also beim Frühlingsfest nach Ansicht der Stuttgarter Grünen einiges nicht mehr ins Jahr 2022 gehört, ist dort nach Angaben der Polizei zumindest eine Sache anders als früher: Die Beamtinnen und Beamten mussten sich demnach in diesem Jahr weniger um Gewalt und Diebstähle kümmern. Denn weil es in diesem Jahr wegen Corona keine großen Festzelte gibt, komme überwiegend ein ganz anderes Publikum zum Gelände Cannstatter Wasen. Das Frühlingsfest geht noch bis zum 8. Mai.
Volksfeste auch wieder in RLP: Landauer Maimarkt hat begonnen
Nach zwei Jahren Pause wegen der Corona-Pandemie geht es übrigens auch in Rheinland-Pfalz wieder mit den Volksfesten los. Seit Samstagnachmittag läuft der Landauer Maimarkt, unter anderem mit einem Weindorf und Fahrgeschäften.