Am Donnerstag vergangener Woche ist der Mars-Rover „Perseverance“ nach seiner 205-Millionen-Kilometer-Reise auf unserem Nachbarplaneten gelandet. Seitdem haut der 1000-Kilo-Roboter, der in etwa so groß ist, wie ein SUV, am laufenden Meter Sensationen raus: Gestern kam ein hochaufgelöstes Panoramabild auf der Erde an.
Winzige, weit entfernte Mars-Details klar erkennbar
Der Roboter habe es am Sonntag aufgenommen, indem er eine an einem Mast auf seiner Oberfläche befestigte Kamera einmal um 360 Grad gedreht habe, teilte die US-Raumfahrtbehörde NASA am Mittwoch (Ortszeit) mit. Aus 142 dabei entstandenen Fotos sei dann ein Panorama-Bild entstanden, das so hochaufgelöst sei, dass in der Nähe des Rovers Details von nur drei bis fünf Millimetern und in weiterer Ferne Details von zwei bis drei Metern deutlich erkennbar seien:

Das Bild zeigt unter anderem Geröll, Hügel und den Horizont rund um den „Jezero Crater“, einen ausgetrockneten See mit einem Durchmesser von etwa 45 Kilometern, den „Perseverance“ in den kommenden zwei Jahren untersuchen soll.
Erste Tonaufahmen vom Mars faszinieren die NASA
Schon fünf Tage nach der Landung hatte der Roboter die ersten Videos von seiner Landung und Ton-Aufnahmen vom Roten Planeten auf die Erde geschickt.
Auf den Videos ist zu sehen, wie sich der Landefallschirm öffnet und das 20.000 Stundenkilometer schnelle High-Tech-Päckchen auf fast Schrittgeschwindigkeit abbremst, kurz bevor der Rover ganz sanft in einer Staubwolke auf dem Mars aufsetzt.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Raumfahrt ist sogar zu hören, wie es auf einem anderen Planeten klingt. Der Mars-Rover hat die ersten Aufnahmen des Windes auf dem Mars auf die Erde gefunkt. In einer der Aufnahmen ist nur der Wind zu hören, in der zweiten die Geräusche des Rovers und der Wind.
So klingt der Mars: „Perseverance“ nimmt Windgeräusche auf
Erfolgreiche Landung auf dem Mars
Vor knapp einer Woche hatte bei der NASA reisige Aufregung geherrsch: „Touchdown confirmed“ („Aufsetzen bestätigt“) meldete vergangenen Donnerstag kurz vor 22 Uhr mitteleuropäischer Zeit NASA-Operationsleiterin Swati Mohan im Kontrollzentrum im kalifornischen Pasadena. Sieben Minuten vorher war der Rover, gekoppelt an seine Trägersonde, mit 20.000 Kilometern pro Stunde in die Mars-Atmosphäre eingetaucht.
Dann öffnete sich ein Landefallschirm, ein Hitzeschild wurde abgestoßen, dann auch der Fallschirm. Getriebe bremsten in der letzten Landephase die Geschwindigkeit weiter ab und „Perseverance“ („Beharrlichkeit“) setzte auf dem staubigen Marsboden auf – nach knapp siebenmonatiger Reise durchs Sonnensystem.
Das Landemanöver war extrem kompliziert: Die Nasa hatte sich schon vorher auf „sieben Minuten des Schreckens“ gefasst gemacht. Doch alles klappte wohl perfekt.
Erste Fotos hat der Rover bereits unmittelbar nach dem Aufsetzen geschickt:

Hier könnt Ihr die letzte halbe Stunde vor dem Aufsetzen und die Landung selbst noch einmal miterleben – kommentiert von SWR-Wissenschaftsredakteur Uwe Gradwohl:
„Touchdown confirmed. Der #CountdownToMars ist geschafft, aber die Mission beginnt gerade“, jubeln die NASA-Forscher:
Wo der Mars-Rover nach Leben sucht:
Der Jezero-Krater: Er hat einen Durchmesser von 45 Kilometern, ist 3,9 Milliarden Jahre alt und liegt auf der Nordhalbkugel des Mars. Vor rund 3,5 Milliarden Jahren bildete sich hier wohl ein großer See. Ein Fluss speiste ihn, der in einem breit gefächerten Delta in das Gewässer mündete. Das Klima war wohl schwül-warm – fast ein bisschen wie auf der Erde zur gleichen Zeit.
Aber tummelten sich dort auch Lebewesen – zumindest Bakterien und Mikroben – wie bei uns in der Anfangszeit der belebten Erde? Das soll der Nasa-Rover „Perseverance“ bei seiner Mission „Mars 2020“ herausfinden.

Mars-Rover „Perseverance“ ist mit 19 Kameras unterwegs
Der Nasa-Rover ist die größte, schwerste und wohl auch leistungsfähigste Maschine, die Menschen je auf den Roten Planeten geschickt haben: Er wiegt eine Tonne, kann einen Roboterarm rund zwei Meter weit ausfahren und macht Aufnahmen mit 19 Kameras und zwei Mikrofonen.
Wie klingt der Mars? „Als ob man durch eine Mauer hindurch lauscht“
Die Mikrofone eröffnen dabei ganz neue Perspektiven: Dadurch gibt es nicht nur Bilder und Videos, sondern man kann auch hören, was jemand hören würde, der auf der Oberfläche des Roten Planeten steht – ein völlig neuer Sinn wird damit Teil der Mars-Erkundung. Welche Geräusche zuvor beispielsweise ein Marsbeben in den Kopfhörern von NASA-Foschern erzeugte, könnt ihr euch hier anhören.
Nasa-Forscher Baptiste Chide glaubt, wegen der dünneren Atmosphäre auf dem Mars, würden sich die Geräusche aber anders anhören, als auf der Erde: „Es wird so sein, als ob man durch eine Mauer hindurch lauscht.“
Suchexpedition am ehemaligen Ufer des Mars-Sees
„Schnell“ ist „Perseverance“ nicht nur beim Anflug mit bis zu 20.000 Kilometern pro Stunde, sondern auch am Boden: Er schafft eine Geschwindigkeit von 152 Metern pro Stunde. Damit ist er schneller, als jeder seiner Vorgänger auf dem Mars.
Mehrere Jahre lang soll der Rover am früheren Mündungsdelta des Flusses im Jezero-Krater entlangfahren, später dann am früheren Seeufer. Dort wollen ihn die Forscher auf der Erde Gesteins- und Bodenproben sammeln lassen. Vor allem aber soll er mit seinen Werkzeugen und Kameras nach Lebensspuren suchen, wie den sogenannten „Biomarkern“: Rückständen biologischer Prozesse.
Leicht verständlich und ohne allzu großen Ernst hat der Schwarzwälder „Weltraumbahnhof Mummelsee“ die Szenerie auf Instagram zusammengekritzelt:
Ultraleicht-Helikopter im Bauch
Außerdem will die Nasa bei der Mission erstmals ein motorisiertes Fluggerät auf einem anderen Planeten fliegen lassen: den Helikopter „Ingenuity“. Um in der extrem dünnen Mars-Atmosphäre fliegen zu können, ist der im Bauch von „Perseverance“ auf den Mars gebrachte Hubschrauber ultraleicht konstruiert: nur 1,8 Kilogramm schwer.

„Die Wissenschaftler, die das mal analysieren, gehen heute noch zur Schule“
Abgeschlossen wird die umgerechnet über zwei Milliarden Euro teure Mission „Mars 2020“ wohl erst in den 30er-Jahren. Dann könnten die gesammelten Proben im Rahmen einer bereits geplanten gemeinsamen Mission von Nasa und europäischer Weltraumagentur ESA zur Erde gebracht werden.
„Die Wissenschaftler, die diese Proben analysieren werden, gehen heute noch zur Schule“, sagt Nasa-Wissenschaftler Ken Farley. „Vielleicht sind sie noch nicht einmal geboren.“
Reger Mars-Verkehr
In der vergangenen Woche waren kurz hintereinander Raumsonden erst aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und dann aus China erfolgreich in die Umlaufbahn des Planeten eingeschwenkt. „Al-Amal“ („die Hoffnung“), die Sonde der Vereinigten Arabischen Emirate, soll nicht landen. Das Aufsetzen des chinesischen Raumschiffs „Tianwen („Fragen an den Himmel“) 1“ ist in zwei bis drei Monaten geplant.