Der Schießunterricht soll als Vorbereitung auf einen möglichen Verteidigungsfall dienen, sagen Regierungsvertreter. ARD-Reporterin Kristin Joachim hat unter anderem im polnischen Łódź recherchiert.
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Pflichtfach Schießen
Das Schießtraining ist seit diesem Schuljahr Pflicht für alle Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klassen in Polen. Es ist Teil des Unterrichtsfachs „Sicherheitsausbildung“. Hier lernen die Jugendlichen, wie sie in Bedrohungssituationen reagieren sollen, machen einen Erste-Hilfe-Kurs und absolvieren seit September zusätzlich eine einfache Verteidigungsausbildung, zu der auch der Besuch im Schießstand gehört – allerdings nur einmal.
Lehrer kritisieren Schießtraining
Dass es diese Unterrichtsstunde gibt, liegt an Bildungsminister Przemyslaw Czarnek. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine machte der PiS-Politiker sich dafür stark, dass Jugendliche lernen, eine Waffe zu bedienen.
Doch die Initiative des Ministers trifft auf Gegenstimmen. So kritisiert der polnische Lehrerverband, dass es weder genug Schießstände noch ausreichend Lehrer für das Fach gebe – und Hunderttausende, wenn nicht Millionen von Zloty investiert werden müssten. Dabei gäbe es viel dringendere Fragen, sagt der Vorsitzende Sławomir Broniarz:
Dazu gehören das Thema der Gehälter der polnischen Lehrer, die am wenigsten in Europa verdienen, die Ausstattung der Schulen, die miserabel ist, oder Zuschüsse für die steigenden Energiekosten.
Die Pläne der Regierung, jede Schule mit der entsprechenden Menge an Gewehren und Schießanlagen auszustatten, hält er für reines Wunschdenken, das vermutlich nie in die Realität umgesetzt werden kann.
Eltern kennen Wehrunterricht
Unter den polnischen Eltern gibt es bislang keinen Aufschrei. Wohl auch deshalb nicht, weil die meisten selbst in ihrer Schulzeit während des Kalten Krieges noch Training an der Waffe hatten. Erst 2012 wurde der Wehrunterricht abgeschafft.