Tradition trifft auf Wunsch nach Ruhe
Das Glockengeläut einer Kirche zu „genießen“, fällt wohl nicht allen Menschen leicht, die in der Nähe wohnen und mehrmals täglich oder sogar auch nachts den Gong hören. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Glocken-Fans, die den Gong lieben – egal zu welcher Uhrzeit, erklärt die pfälzische Glockensachverständige Birgit Müller.
Es gibt sehr viele alte Menschen, die nachts nicht schlafen können und immer warten, bis die Uhr schlägt. Das ist im Unterbewusstsein der Menschen drin.
Problematisch wird es, wenn zum Beispiel zugezogene Leute nicht daran gewöhnt sind und es gerne etwas leiser hätten.
Um zu wissen, ob man etwas dagegen tun kann, muss man zunächst zwischen zwei verschiedenen Arten von Gongs unterscheiden.
Die gleiche Kirchenglocke läutet für unterschiedliche Bedeutungen
Zumindest für Laien läutet die Glocke wahrscheinlich oder sie läutet nicht. Aber es gibt zwei verschiedene Arten, die auch unterschiedliche Bedeutungen und damit auch andere Rechte haben.
- Das religiöse Läuten: Wenn die Glocke richtig schwingt und der Klöppel in der Mitte an beide Seiten mehrmals laut anschlägt, ist das ein liturgisches Läuten. Es hat also meistens etwas mit dem Gottesdienst zu tun, der demnächst anfängt oder schon läuft.
- Die Angabe der Uhrzeit: Die zweite Art von Läuten wird durch einen Hammer ausgelöst, der von außen auf die Glocke schlägt, etwas leiser wirkt und die Uhrzeit angibt.
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Was kann ich gegen das Läuten der Glocken machen?
Es kommt darauf an, um welche Art es sich handelt.
Wenn das Läuten religiöse Gründe hat…
…kann man zum größten Teil nichts dagegen machen. „Das liturgische Läuten ist zur Religionsausübung im Grundgesetz verankert und damit erlaubt“, erklärt Birgit Müller. Wen es trotzdem sehr stört, kann mit seiner Gemeinde reden und überlegen, an der Art des Läutens etwas zu ändern.
Man kann schon mit Veränderungen an den Jalousien oder an dem Klöppel, die Glocke sehr viel weicher klingen lassen.
Wenn der Gong in der Nacht stört…
…hätte man rechtlich die Chance, dass das Läuten eingestellt wird. Laut dem Gesetz ist zwischen 22 und 6 Uhr Nachtruhe – auch für die Glocken. Brigit Müller rät nur jedem, zu überlegen, ob er diesen Streit anfangen will, gerade wenn man neu zugezogen ist und damit den Nachbarschaftsfrieden gefährden würde.
Man sollte sich an einen Tisch setzen und eine gemeinsame Lösung finden. Irgendwann steht man vor Gericht, das kostet Unmengen an Geld und Nerven. Außerdem ist das auch kein guter Start in der Gemeinde.
Alte Traditionen könnten zerstört werden
Abgesehen vom Streit, der entstehen könnte, hat Brigit Müller eine zweite Sorge. „Es gibt in manchen Gemeinden wirklich schöne, tolle, alte, mechanische Turmuhren, die seit über hundert Jahren ihre Funktion durchführen. Das sind ganz tolle Industrie-Denkmäler und wenn man eine Nachtabschaltung machen würde, würde man in dieses Denkmal eingreifen.“
Wer also nicht zu den Gong-Fans gehört, hat die Chance, dass die Glocken abgestellt werden, um nachts besser zu schlafen. Nur hoffentlich hält einen dann nicht der Nachbarschaftsstreit wach…